100 Jahre GBSt
Schon im Dezember 1924 reifte bei einigen Männern im Berliner Ortsteil Steglitz der Gedanke, der herrschenden Wohnungsnot der damaligen Zeit durch die Gründung einer gemeinnützigen Baugenossenschaft entgegenzusteuern. Bis März 1925 dauerten die Vorbereitungen. Dann war es soweit: Zehn Genossen kamen zusammen, um das Statut zu vereinbaren. Die Eintragung als Gemeinnützige Baugenossenschaft Steglitz e. G. m. b. H. erfolgte am 29. April 1925 beim Amtsgericht Berlin-Mitte. Schon davor wurde Mitte März 1925 das erste Grundstück in der Menckenstraße, Ecke Lothar-Bucher-Straße erworben.
Die Genossenschaft feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum und blickt auf ein Jahrhundert voller wohnungswirtschaftlicher und politischer Herausforderungen zurück. Ihr vorrangiges Ziel war laut Gründungsstatut die „Schaffung billiger, gesunder und zweckmäßig eingerichteter Mietswohnungen“ zur Versorgung der durch den 1. Weltkrieg geschädigten Menschen in Groß-Berlin. In den ersten sechs Jahren (1925-1931) stieg der Wohnungsbestand dank einer hohen Bauaktivität schnell auf 2.841 Wohnungen an.
Dieser Bauboom stagnierte allerdings zu Beginn der 1930er in Folge der Weltwirtschaftskrise. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden die Gremien der Genossenschaft ausgetauscht und gleichgeschaltet. Von 1933 bis 1939 – ebenfalls in einem Zeitraum von sechs Jahren – wurden lediglich 119 Wohnungen gebaut. Es war eine Zeit in der das Zitat „Kanonen statt Butter und Wohnungen“ Geltung hatte. In den darauf folgenden Kriegsjahren konnte deshalb von einer Bautätigkeit keine Rede sein, so dass sich der Bestand unverändert auf 2.960 Wohnungen belief. In 1943 kamen durch die Verschmelzung mit zwei benachbarten Genossenschaften aus Steglitz weitere 459 Wohnungen hinzu.
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs musste die Genossenschaft rund 17 Millionen Reichsmark bzw. 50 Prozent Kriegsschaden am Gesamtvermögen verkraften. In den Folgejahren widmete sie sich zunächst der Instandsetzung und dem Wiederaufbau der zerstörten Häuser. Erst ab Ende der 1950er Jahre baute die GBSt wieder neu – zumindest in Westberlin.
Den Zugriff auf die Bestände in Ostberlin hatte sie 1949 verloren und bekam diese erst nach der deutschen Wiedervereinigung und in einem stark sanierungsbedürftigen Zustand wieder. Nach Besichtigung der Häuser wurden die aufzuwendenden Instandhaltungs- und Modernisierungskosten auf rund 120 Millionen DM geschätzt. Die Herkulesaufgabe des Nachwendejahrzehnts bestand also in der Sanierung der Ostbestände zu wirtschaftlich für die Genossenschaft vertret- und finanzierbaren Bedingungen.
Nach der Jahrtausendwende konnte der Bestand dann durch Neubau und Ankauf um weitere 1.000 Wohnungen vergrößert und diversifiziert werden. Mit Blick auf die 100-jährige Geschichte der GBSt erweist sich das Genossenschaftsmodell als stabil, krisenfest und zukunftssicher. In ihrem Jubiläumsjahr bewirtschaftet die Genossenschaft rund 4.100 Wohnungen an insgesamt 15 Standorten in ganz Berlin.